Schneeberg 12.6.2007

Nach sehr arbeitsreichen Wochen kann ich mir endlich wieder einmal für eine Bergtour Zeit nehmen. Vom Schneebergdörfl gehe ich über das Mieseltal zum Kaltwassersattel und zum Baumgartnerhaus,. weiter zum Eilsabethkirchlein und über das Schneebergplateau zum Klosterwappen. Zurück über die Fischerhütte und danach den selben Weg. Da mit hoher Wahrscheinlichkeit für den Nachmittag Gewitter angesagt sind, breche ich sehr früh auf. Die Hoffnung, die morgendliche Wolkendecke (ein Gewitterrest vom letzten Tag?) würde sich in der Sonne auflösen, zerschlägt sich. Es bleibt fast den ganzen Tag bewölkt.

Beim Aufbruch: Morgens um 6 Uhr präsentiert dich der Schneeberg in einem fahlen Licht. Der Weg durch das Mieseltal bietet keine attraktiven Ausblicke.

Am Kaltwassersattel treffe ich auf die Gleise der Zahnradbahn auf den Schneeberg.

Die Haltestelle beim Baumgartnerhaus ist um diese Tageszeit noch verwaist. Nur der Hüttenwirt ist auf, um Holz zu hacken.

Vor 15 Jahren fiel diese Waldfläche knapp oberhalb der Bahngleise eine Waldbrand zum Opfer. Es war damals ein extrem heißer und trockener Sommer, als Ende August, wahrscheinlich bedingt durch den Funkenflug der Dampflok, der Wald in Brand geriet. Niemand hat sich damals für die abgebrannten Bäume interessiert, und so morschen sie friedlich vor sich hin (hin und wieder fällt bei stärkerem Wind einer um, manchmal auch auf den Weg). Die Natur regeneriert sich aber sichtbar, und es wachsen auch wieder junge Bäume, hauptsächlich Lerchen. Der Waldbrand war aber sicher einer der Gründe, warum die Bahn modernisiert und durch eine moderne Dieselzuggarnitur ersetzt wurde, um Funkenflug in Hinkunft zu vermeiden. Nur ein oder zwei mal am Tag verkehrt noch die alte Dampfzugsgarnitur, die dann auch fast die doppelte Zeit benötigt.

Blick über die Waldbrandfläche zum Baumgartnerhaus und zum Hohen Hengst (1.450 m)

Zwischen den Latschen blüht alles: Trollblumen (Trollius europaeus) ...

 ... Alpen - Nelkenwurz

Narzissenblütiges Windröschen (Anemone narcissiflora) und Alpen - Wundklee (Anthyllis vulneraria subsp. alpestris)

Berg - Greiskraut (Senecio subalpinus) neben dem Elisabethkirchlein

Frühlings - Enzian (Gentiana verna)

Über blumenübersäte Wiesen geht der Blick nun erstmals zum Gipfel des Schneeberg, mit der bereits von Weitem erkennbaren Radarstation

In einer Mulde des Schneebergplateaus liegt das Damböckhaus (1.810 m)

Neben dem Damböckhaus gibt es eine riesige, bis weit in den Sommer hinein schneegefüllte Doline. Diese ist eingezäunt und als Wasserschutzgebiet gekennzeichnet. In Wahrheit ist das gesamte Schneeberg - Massiv Wasserschutzgebiet der Ersten Wiener Hochquellenwasserleitung. Diese Doline ist insofern interessant, als man hier vor Jahren bei einem starken Gewitter fluoreszierenden Farbstoff ausgeschüttet hat. 18 Stunden später hat man den Farbstoff bereits im Kaiserbrunnen, 1.300 m tiefer im Höllental, nachweisen können. Die Filtrationswirkung des Bodens ist hier also sehr gering, und nur der trotz Bergsteigern und Hütten geringen Nutzung des Schneebergs ist es zu verdanken, dass das Wiener Wasser nicht verunreinigt wird. Trotzdem sieht man natürlich bei starken Regenfällen eine Eintrübung des Wassers in manchen Quellen, sodass dieses dann aus Sicherheitsgründen in die Bäche ausgeleitet und verworfen wird.

Wo der Schnee gerade erst geschmolzen ist, blühen noch die Himmelschlüssel (Primlua veris)

Zoom zum Schneeberggipfel

Mehrmals nähert sich nun ein Hubschrauber des Bundesheeres. Zunächst wird die Mannschaft abgesetzt, ...

 ... danach werden nach und nach mehrere Ladungen herangebracht.

Blick zur Fischerhütte. Jetzt ist es zum Gipfel nur mehr wenige Meter.

Wieder erscheint der Hubschrauber, der bei herrschendem Ostwind eine große Schleife um den Schneeberg zieht und dann in östlicher Richtung wieder anfliegt.

Seine Ladung: Gasflaschen

Wie mir die beiden Soldaten danach erklärten, dienen die Gasflaschen der Notstromversorgung der Radarstation. Aufgrund des Wasserschutzgebietes wurde kein Dieselaggregat verwendet, sondern ein mit Gas betriebenes. Wöchentliche Tests stellen die Betriebsfähigkeit sicher, sodass hin und wieder ein Tausch der Gasflaschen fällig wird.

Der Rundblick vom Schneeberg ist heute kein sehr weiter.

Einer der Soldaten verlässt das Team wieder.

Das Damböckhaus vom Schneeberggipfel (2.076 m) aus gesehen.

Blick zurück zur Radarstation

Über die Blumenwiese geht der Blick zur Rax, ...

 ... wo momentan die Sonne scheint.

Beim Abstieg unter dem Elisabethkirchlein: Männliches Knabenkraut (Orchis mascula subsp. signifera)

Grüne Hohlzunge (coeloglossum viride)

Alpen Kreuzblume (Polygala alpina) und Alpen Wundklee (Anthyllis vulneraria subsp. alpestris)

Alpen - Baldrian (Valeriana montana), gedüngt durch die Asche des Waldbrandes, wuchert hier in Massen.

Ein Zug hat in der Haltestelle Baumgartner angehalten. Früher mußte die Dampflok hier zwangsläufig länger halten, um Wasser zu nehmen. Die 10 Minuten Zeit hat man immer schon dazu benutzt, um auszusteigen und ein bisschen herumzugehen.

Aber warum hält auch der moderne Dieselzug hier länger als eine Minute? Der braucht doch gar kein Wasser zu nehmen?

Die Lösung für das Rätsel des Dieselzug - Aufenthaltes, für alle Eingeweihten ein Muss: Die berühmten Powidl - Buchteln vom Baumgartnerhaus. Sie sind angeblich der Grund dafür, dass nun auch der Dieselzug länger anhält, damit die Leute weiterhin die köstlichen Buchteln essen können.

Endlich fährt der Zug weiter Richtung Schneeberg.

Ich wandere nun wieder ein Stück die Gleise entlang bergab: Zwischen den Gleisen der Schneebergbahn wachsen Orchideen ...

 ... daneben auf der Böschung Rundkopf - Teufelskrallen (Phytaeum orbiculare)

Mücken - Händelwurz (Gymnadenia conopsea)

Weißzüngel (Leucorchis albida)

Großblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora) neben dem Bahndamm

Auf der Wiese beim Kaltwassersattel blühen Wald - Storchschnabel (Geranium sylvaticum) ...

 ...  und Berg - Flockenblumen (Centaurea montana)

Bereits wieder weit unten im Mieseltal, im Kraut neben dem Bach: Breitblättriges Knabenkraut (dactylorhiza majalis)

 ... und Großes Zweiblatt (Listera ovata)

Langsam kommt über dem Schneeberg doch die Sonne heraus, als ich wieder im Schneebergdörfl eintreffe.

 

Letzter Blick zum Schneeberg: Mohnblumen neben der Straße, knapp vor Puchberg.

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